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Foodwatch ermittelt: Warum die meisten Kinderlebensmittel ungesund sind

Zu süß, zu salzig, zu fettig: Dieses Urteil vergibt Foodwatch nach der Prüfung von Lebensmitteln, deren Werbung sich direkt an Kinder richtet. Wir haben uns den Report genauer angeschaut.

Eine Schale mit Milch und bunten Cornflakes, die als ungesunde Kinderlebensmittel gelten.
Sind Lebensmittel für Kinder ungesund? Genau das bestätigte erneut eine Foodwatch-Studie. © Getty Images/ Israel Sebastian

Wie gesund sind eigentlich Nahrungsmittel für Kinder? Bei zuckerhaltigen Cornflakes, süßen Joghurts und fettigen, salzigen Fritten ist diese Frage durchaus berechtigt. Die Antwort darauf liefert jetzt eine neue Foodwatch-Studie, die besagt: Die Mehrheit der Lebensmittel für Kinder ist ungesund.

Trotz Regierungsmaßnahmen: Mehrheit der Kinderlebensmittel weiterhin ungesund

Konkret heißt das: Über 85 Prozent der untersuchten Produkte konnte den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO, nicht standhalten. Im Vergleich zur letzten Foodwatch-Untersuchung im Jahr 2015 hat sich demnach nicht viel getan. Damals lag der Wert bei knapp 90 Prozent, der Rückgang ist also minimal.

Im Rahmen der aktuellen Studie untersuchte der gemeinnützige Verein 283 Lebensmittel, die direkt für Kinder und Jugendliche beworben werden. Dabei glich er die Nährstoffe mit den Werten ab, die die WHO empfiehlt. Das Ergebnis: 85,5 Prozent, also 242 Produkte im Test, enthielten zu viel Fett, Salz, und oder Zucker.

Das Problem mit ungesunden Lebensmitteln für Kinder ist nicht neu. Schon 2007 verschrieben sich große Konzerne wie Ferrero, Coca Cola oder Nestlé einem verantwortungsvollen, an Kinder gerichtetes Marketing. Wenn es nach der WHO ginge, würden Unternehmen diese Produkte jedoch am besten gar nicht erst an diese junge Zielgruppe bewerben.

Immerhin: Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, brachte die Lebensmittelkonzerne vor einiger Zeit dazu, die Menge an Zucker, Fett und Salz in Kinderlebensmitteln zu reduzieren. Zu fruchten scheint diese freiwillige Selbstregulierung aber nicht. Auch wenn Klöckner damit wirbt, dass etwa der Zuckergehalt in Joghurts seit 2015 um 20 Prozent gesunken sei, ist er laut aktueller Studie immer noch höher, als es die WHO empfiehlt.

Falsche Ernährung führt zu gesundheitlichen Problemen

Die aktuelle Untersuchung müsste jede:n beunruhigen, der und die selbst Eltern von Kindern oder Jugendlichen ist. Denn die Aufnahme von zu viel Zucker, Salz und Fett ist alles andere als ausgewogen, sondern vor allem ungesund und im schlimmsten Fall sogar gefährlich. Laut Foodwatch liegt jedem fünften Todesfall eine ungesunde Ernährung zu Grunde.

Produkte, die an Kinder beworben werden, sind in erster Linie Zuckerbomben und fettige Snacks. Daran haben auch freiwillige Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie nichts geändert.

Oliver Huizinga, Kampagnendirektor bei Foodwatch

Wirft man einen Blick auf die Untersuchungsergebnisse, stellt man fest, dass einzig Danone die Zahl ungesunder Lebensmittel signifikant verringert hat. Bei Unilever hingegen hat sich der Anteil sogar vergrößert. So macht das Unternehmen Werbung für Eiscreme, indem es die Süßspeise mit dem Siegel “Responsibly Made for Kids” versieht. Unilever gibt an, diese Lebensmittel würden den höchsten Nährstoff-Standards entsprechen. Die WHO ist der Meinung, Marketing für Eis sollte sich grundsätzlich nicht an Kinder richten.

Gibt es überhaupt gesunde Lebensmittel für Kinder?

Foodwatch hat neben der Zusammensetzung der Nährstoffe auch untersucht, welche Produkte am häufigsten direkt an Kinder und Jugendliche beworben werden. Das kann zum Beispiel sein, indem die Packungen mit Charakteren aus Trickfilmen bedruckt sind oder durch die Zugabe eines Spielzeugs. So fand der Verein heraus, dass sich die Werbung für Frühstücksflocken, Kekse und Snacks am häufigsten direkt an die junge Zielgruppe richtet. Es folgen Softdrinks, Milchprodukte wie Käse und Joghurt sowie Eiscreme. Das Schlusslicht bilden Obst und Gemüse.

In Chile geht man übrigens deutlich strenger gegen Marketingmaßnahmen für ungesunde Kinderlebensmittel vor. Dort ist es beispielsweise untersagt, Comicfiguren auf Verpackungen zu drucken. Kellogg’s berühmter Tiger Tony hätte in dem südamerikanischen Land also ziemliche Schwierigkeiten, er muss sich von Cornflakes-Kartons fernhalten. Vielleicht wäre das ein Anfang, wenn man bedenkt, dass die drei ungesündesten Frühstücksflocken alle von Kellogg’s produziert werden. Zwar verringerte der Konzern den Zuckergehalt, dennoch beträgt dieser immer noch doppelt so viel, wie es die WHO empfiehlt. Die Flocken bestehen zu einem Drittel aus dem Süßungsmittel.

“Die künftige Bundesregierung muss eine Kehrtwende vollziehen und darf beim Kindermarketing nicht weiter auf Selbstverpflichtungen vertrauen. Die gesetzliche Beschränkung der an Kinder gerichteten Werbung für unausgewogene Produkte muss im Koalitionsvertrag verankert werden.”

Foodwatch

Die Studie lässt vermuten, dass alle Lebensmittel für Kinder ungesund sind. Stimmt das? Die Antwort mag viele überraschen. Unter anderem bescheinigt Foodwatch nämlich Nuggets von beliebten Fastfood-Ketten, dass sie den WHO-Maßstäben entsprechen. Hinzu kommen bestimmte Fruchtzwerg-Produkte, einige Cerealien von Kellogg’s sowie Haferflocken von Nestlé. Auch eine Auswahl an Getränken und Fertigsuppen wie Buchstabensuppe, kommen in der Studie gut weg.

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Quellen: bildderfrau.de, Studie von Foodwatch