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Hättest du es gewusst? Marmelade ist keine Konfitüre

Da wird man irre: Marmelade ist keine Konfitüre. Klassisches Curd ist kein Gelee. Und was ist eigentlich ein Fruchtaufstrich? Wir klären auf!

Verschiedene Marmeladen von oben aufgenommen.
Ist es Marmelade? Oder doch eher eine Konfitüre? Gar nicht so einfach, das alles zu unterscheiden. © Getty Images/Westend61

Bis zum 26. Oktober 1982 war die Welt für Frühstücksfreunde noch in Ordnung: Auf Bemme oder Brötchen kam zentimeterdick Marmelade, und der Tag war dein Freund. Dann verdunkelte das Inkrafttreten der Richtlinie 79/693/EWG des Rates vom 24. Juli 1979 zur Angleichung der Rechtsvorschriften… über Konfitüren, Gelees, Marmeladen und Maronenkrem den Himmel über deutschen Frühstückstischen. Eine Sprachverwirrung babylonischen Ausmaßes nahm ihren Lauf. Was war geschehen? Wir hakten kritisch nach und klären auf, warum Marmelade keine Konfitüre ist.

Marmelade ist keine Konfitüre – das verdanken wir den Briten

Früher wusste jedes Kind: Kocht Mutti Früchte ein, gibt es bald selbst gemachte. Marmelade. Steht aber kochender Fruchtsaft auf dem Herd, gibt es Gelee. So einfach war die Welt. Dann kamen die Briten und es wurde kompliziert.

Aufstrich aus eingekochten Früchten nennen die Briten „jam“. Kommen Zitrusfrüchte in die Gläser, heißt das Produkt „marmalade“. Um also einer Verwechslung in Supermärkten auf dem Kontinent vorzubeugen, pochten die Briten auf eine rechtsverbindliche Unterscheidung. Das Ergebnis: Marmelade ist keine Konfitüre. Auf was muss ich also achten, wenn ich einen Brotaufstrich kaufe, ohne gleich mit einem Bein im Knast zu stehen? Während wir Fakten sammeln freuen wir uns über diese tollen Rezepte:

Wie heißt das fruchtige Zeugs nun korrekt?

Es bleibt kompliziert, denn es gibt einiges zu beachten. Wichtig ist: Es kommt drauf an, was drin ist, wie es aussieht und wo es verkauft wird. Meist handelt es sich bei der eingekochten Ware ja um Früchte und/oder deren Saft. Eine Ausnahme bildet die französische Spezialität „Crème de marrons“, also Maronenkrem aus den Nüssen der Esskastanie. Wir stellen nun die verschiedenen Produktarten vor und erklären, warum Marmelade keine Konfitüre ist.

Marmelade – ist eher sauer

Eine Marmelade besteht heute aus Zitrusfrüchten wie Bitterorangen, Zitronen oder Pampelmusen. Meist wird der Saft eingekocht und aus optischen und geschmacklichen Gründen mit Zesten, also Streifen der Schale, angereichert. Wegen der intensiven Säure der Früchte enthält eine typische Orangenmarmelade etwa 70 Prozent Zucker, aber nur 30 Prozent Früchte. Eine Sonderform der Marmelade ist der Curd, sprich „Körrrtt“, bei dem es sich nicht um einen männlichen Vornamen handelt.

Curd – ist kein Vorname

Findige englische Schleckermäulchen kamen einst auf die glorreiche Idee, kochendem Zitronensaft neben Zucker und Zitronen-Zesten auch noch Eigelb und Butter zuzufügen. So entsteht eine Pudding-artige Masse mit intensivem Zitronengeschmack, die man sich nicht nur auf der Insel gern auf Toast oder Scones streicht und mit schwelgerischem Hmmmm verzehrt.

Konfitüre – am besten aus handverlesenen und vollreifen Früchten

Nun erfährst du endlich, warum Marmelade keine Konfitüre ist. Wir haben uns den Briten angepasst: Alles, was aus ganzen Früchten eingekocht wird, die keine Zitrusfrüchte sind, wird Konfitüre genannt. Diese Bezeichnung gab es auch früher schon, sie kennzeichnet ein Produkt, in dem noch Fruchtstücke sichtbar sind.

Bei der historischen Marmelade dagegen waren keine Fruchtstücke sichtbar, etwa wenn passierte Erdbeeren verwendet wurden. Heute spielt es dagegen keine Rolle mehr, ob Fruchtstücke sichtbar sind oder nicht. Der Zuckergehalt von Konfitüre liegt etwa bei 50 Prozent, der Fruchtgehalt ebenfalls um die 50 Prozent. Dabei ist zu beachten, dass die Früchte selbst ja schon Fruchtzucker enthalten, der in die Gesamtrechnung einfließt.

Marmelade ist keine Konfitüre schöne Infos

Fun Fact 1: Es gibt auch Konfitüre aus Zitrusfrüchten, wie sie etwa in der französischen Mittelmeerstadt Menton hergestellt wird. Dort wachsen die legendären Menton-Zitronen.

Fun Fact 2: Die strenge Sprachregelung gilt nur für industrielle Produkte, die in Supermärkten und Co. verkauft werden. „Handwerkliche“ Produkte, wie es sie etwa in Hofläden oder auf Bauernmärkten gibt, dürfen sich weiterhin „Marmelade“ nennen.

Fun Fact 3: Marmelade, Konfitüre, Gelee: Wir vom EAT CLUB sehen dies alles eher lässig. Fragt mich zum Beispiel eine Freundin, ob ich heute Abend den Tatort gucke, kreische ich ja auch nicht sofort los: “Das heißt Pooolizeiiiruf 110“. So Leute gibt es wirklich!

Übrigens: Unsere Rezepte gibt’s auch in der App – einfach downloaden!