Veröffentlicht inKochbuch der Woche

“Kochen, essen, leben”: Die Frage nach den Geschichten hinter Rezepten

Mit “Kochen, essen, leben” bietet Nigella Lawson einen Dreiklang an, der sich an Tradition und Progressivität gleichermaßen orientiert. Bestes Beispiel: ein Rezept namens Fischstäbchen Bhorta.

Die zerteilten marinierten Fischstäbchen unter einer Schicht aus pink gepickelten Zwiebeln angerichtet auf einem Teller
Der beste Beweis, das sich aus Fischstäbchen mehr als die Kombination mit Kartoffelpüree und Spinat machen lässt: Fischstäbchen Bhorta © DK Verlag/Jonathan Lovekin

Was ist ein Rezept? Hast du über diese scheinbar simpel klingende Frage schon einmal nachgedacht? Eine Anleitung. Ein Baukasten. Ein Wegweiser. Und das möglichst genau, um den Vorgang des Kochens zu einem genussvollen Ergebnis auf dem Teller zu führen. Klar, die Antwort mag auf den ersten Blick glasklar erscheinen. Für Nigella Lawson aber steckt hinter jedem Rezept mindestens ein autobiografisches Statement. In manchen Fällen sogar eine literarische Übung, meint die bekannte britische Kochbuchautorin und Fernsehköchin. In ihrem Buch “Kochen, essen, leben” teilt sie ihren Hunger nach Geschichten.

Lawson hält in einem Kapitel “ein liebevolles Plädoyer für triste Speisen”, widmet dem Rhabarber eine ganze Passage, erklärt, warum die Sardelle für sie unverzichtbar ist und stets der Durchmesser von Töpfen in Rezepten angegeben werden sollte. Dazwischen finden sich Gerichte mit solch klangvollen Namen wie Butternut-Kürbis mit Rote-Bete-Chili-Ingwer-Soße, Rinderbäckchen mit Portwein und Kastanien oder baskischer gebrannter Käsekuchen.

“Kochen, essen, leben”: Symbiose aus Struktur und Spontaneität

“Wenn wir ein Essen kochen, geht es niemals nur um eine Mahlzeit”, schreibt Lawson. Für sie spielt sich in der Küche eine Symbiose aus altbewährter Vertrautheit – durch Gerichte, die einem etwas bedeuten – und neuer Erkenntnisse – durch kreative Experimentierfreude – ab. Struktur und Spontanität also.

Wie bei ihrem Fischstäbchen Bhorta. Ein Rezept, das Lawson von einer Journalistin und linken Aktivistin zu großen Stücken adaptiert hatte, das sie aber durch Experimentieren – beispielsweise durch die pink gepickelten Zwiebeln – ergänzte. Lawson war sich durch diesen Schritt jedoch nicht sicher, ob sie ein für eine andere Person mit Emotionen verbundenes Gericht nicht komplett verdorben habe. Die Antwort der Journalistin beruhigte sie: “Solange du es um drei Uhr morgens direkt aus der Tupperdose isst”, schrieb diese ihr, “ist es authentisch”.

Rezept für Fischstäbchen Bhorta:

Zutaten für 2 Personen

Für die pink gepickelten Zwiebeln:

  • 1/2 rote Zwiebel
  • Rotweinessig oder Limettensaft zum Bedecken

Für das Bhorta:

  • 2 Zwiebeln
  • 2 rote Chilischoten
  • 2 dicke Knoblauchzehen
  • 50 g Ingwer
  • 12 Fischstäbchen
  • 3 EL kalt gepresstes Rapsöl (oder Pflanzenöl)
  • 2 EL Senf
  • 2 TL Meersalzflocken (oder 1 TL feines Meersalz)
  • 125 g junger Blattspinat
  • 1 Limette
  • 3 EL grob gehacktes Koriandergrün, plus mehr zum Servieren

Zubereitung

Die pink gepickelten Zwiebeln möglichst lange im Voraus machen, mindestens 2 Stunden und bis zu 24 Stunden. Die halbe rote Zwiebel in dünne Halbringe schneiden. Diese in ein Schraubdeckelglas oder einfach in eine Schüssel, die Sie zudecken können, geben. Mit Rotweinessig (oder Limettensaft) übergießen und nach unten drücken, sodass alle Ringe knapp bedeckt sind. Das Glas verschließen oder die Schüssel zudecken und die Zwiebeln beiseitestellen.

Wenn das Bhorta zubereitet und gegessen werden soll, den Backofen auf 220 Grad Celsius vorheizen. In der Wartezeit die beiden Zwiebeln in dünne Halbringe schneiden, die Chilis entkernen (oder auch nicht) und in feine Streifen beziehungsweise Ringe schneiden,
den Knoblauch schälen. Ist seine Schale hart, den Ingwer schälen. Den Ingwer reiben – das sollte etwa 1 EL ergeben.

Sobald der Backofen heiß ist und die Zutaten vorbereitet sind, die Fischstäbchen auf ein Backblech legen und 20-25 Minuten backen; das ist möglicherweise länger, als auf der Packung steht, sorgt aber dafür, dass die Panade wirklich knusprig wird.

Inzwischen das Öl in einer großen Pfanne (oder einer Wokfpanne) bei mittlerer bis niedriger Temperatur erhitzen. Die Zwiebeln darin unter regelmäßigem Rühren 20 Minuten braten, bis sie hellgelb und weich sind.

Die Chilistreifen oder -ringe hinzufügen. Weitere 3 Minuten rühren, dann den geriebenen Ingwer dazugeben, den Knoblauch hineinpressen oder -reiben. Das Ganze noch 2 Minuten rühren, dann Senf und Salz untermischen. Die Spinatblätter hinzufügen und in der Pfanne 2-3 Minuten zusammenfallen lassen, dabei immer wieder rühren. Den Limettensaft dazupressen.

Die Pfanne vom Herd nehmen. Die Fischstäbchen aus dem Ofen nehmen und mit einem Spatel grob zerkleinern. In die Pfanne geben, unterheben und dabei noch weiter zerkleinern. Das Gericht mit dem Koriandergrün bestreuen. Vor dem Servieren die pink gepickelten Zwiebeln und nach Belieben mehr Koriandergrün auf dem Bhorta verteilen.

Nigella Lawson: “Kochen, essen, leben”, DK-Verlag, um 27 Euro

Buchcover: "Kochen, essen, leben"
Buchcover: “Kochen, essen, leben” © DK Verlag/Jonathan Lovekin

Jede Woche stellt EAT CLUB das Kochbuch der Woche vor. Zuletzt drehte sich in Japaneasy alles um die fern(k)östliche Küche. Egal welcher Länderküche dein Herz gehört: Wir zeigen dir 7 Küchenutensilien, die du wirklich zum Kochen brauchst.

Kochen, essen, leben ist übrigens nicht nur das Motto von Nigella Lawson, sondern auch von uns. Mit diesen Trend-Rezepten lässt sich das Leben besonders leicht und lecker angehen: