Südamerikanische Xocolatl – Süße Sünde

Zwei Tassen gefüllt mit Xocolatl neben einer Kanne, einem Stück zartbitterschokolade, einer Chilischote und einem Stück Sternanis auf einem silbernen Tablett vor einem dunkelblauem Hintergrund, von oben.

Alle Kulturen der Welt haben ihre eigenen Traditionen und Rituale. Begleitend zu diesen gibt es ebenfalls Getränke und Speisen. Oft werden sie als "heilig" oder in Verbindungen mit Gottheiten angesehen und geehrt. In Europa kommt hier ganz besonders der Wein in den Sinn: Das Getränk des griechischen Gottes Dionysos wurde im Christentum zum "Blut Jesu" und wird noch heute in Gottesdiensten verwendet. Auch in Japan ist es der Wein, nur nicht Wein aus Trauben, sondern aus Reis. Sake soll hier das Lieblingsgetränk der vielen Göttinnen und Götter sein und wird deswegen auch von den Menschen zu besonderen Anlässen getrunken. In den ehemaligen Hochkulturen Mesoamerikas sah es etwas anders aus. Hier kam kein Alkohol ins Spiel, wenn es um göttliche Getränke ging, sondern Schokolade! Oder besser gesagt Xocolatl.

Xocolatl als das göttliche Getränk der Maya und Azteken

Xocolatl? Das Wort mit seinen ungewöhnlichen Buchstabenkombinationen wirkt zur gleichen Zeit fremd und vertraut. Die Verwandtschaft mit dem uns bekannten Begriff "Schokolade" ist offensichtlich. Schokolade lässt uns an süße Tafeln denken, von denen man nicht genug bekommen kann. Doch dieses Verständnis von Schokolade hat nicht viel mit der Xocolatl der Mesoamerikanern zu tun. Die Hauptzutat ist die gleiche: Die Kakaobohne. Ursprünglich aus Südamerika stammend war diese dort vor tausenden von Jahren ein wertvolles Lebensmittel. So wertvoll, dass die Bohnen sogar als Währung benutzt wurden. Und zur Herstellung des göttlichen Getränkes Xocolatl. Es wurde überwiegend von den höheren Schichten der Gesellschaft bei wichtigen Veranstaltungen wie Hochzeiten oder bei der Vorbereitung zur Schlacht getrunken.

Xocolatl ist ein Wort in Nahuatl, der Sprache der Azteken. Genaugenommen ist es eine Wortzusammensetzung: "Xoco" bedeutet "bitter" und "Atl" heißt "Wasser". Bei dem Getränk aus den Kakaobohnen handelt es sich also um ein bitteres Wasser für die Azteken.

Für uns heute schwer nachvollziehbar, macht diese Assoziation in einer Zeit, in der es in Mesoamerika noch keinen Zucker gab, Sinn. Unsere heutige Schokolade besteht zu einem Großteil aus Zucker. Damals benutze man die reine Bohne mit lokalen Gewürzen wie Chili und Vanille. Und diese hat von Natur aus eher einen bitteren als einen süßen Geschmack. In unserem Rezept versuchen wir, diesen Geschmack wiederzubeleben. Natürlich können wir nicht hundertprozentig garantieren, dass unsere Xocolatl so schmeckt, wie die der Maya und Azteken von vor tausenden von Jahren. Doch mit der Nutzung von Zutaten, die es damals schon gab, hoffen wir, nahe dran zu kommen.

Probiere es einfach aus und entscheide, welche Version dir besser schmeckt: Die süße oder die bittere und schärfere. Falls du lieber die Schokolade in unserer bekannten Form genießen möchtest, schaue doch auf unserer Seite rund um Schokolade vorbei. Dort findest du neue Rezepte, wie beispielsweise diese hier:

Gänge
Schwierigkeit Anfänger
Zeit
Vorbereitungszeit: 5 min Zubereitungszeit: 10 min Gesamtzeit: 15 Min.
Portionen 2
Beste Saison Ganzjährig geeignet
Beschreibung

Entdecke den authentischen Geschmack der traditionellen Xocolatl: Den Kakao, den die Maya und Azteken schon vor tausenden von Jahren getrunken haben. Hier ganz ohne Milch und Zucker, dafür aber mit Chili und Vanille. 

Zutaten
  • 200 Gramm Zartbitter Schokolade (ohne Zucker)
  • 400 Milliliter Wasser (heiß)
  • 1 Vanilleschote (Mark)
  • 1 Chili-Schote
  • 2 Esslöffel Honig
Zubereitung
  1. Als erstes die Schokolade klein hacken und zusammen mit 100 Wasser in einen Topf geben. Den Topf erwärmen und die Schokolade bei kontinuierlichem Rühren schmelzen lassen. 

  2. Wenn die Schokolade komplett geschmolzen ist und eine zähe Masse entstanden ist, das restliche Wasser portionsweise unterrühren, bis die Masse dickflüssiger wird. Die Temperatur herunter stellen und die Schokolade warm halten.

  3. Für die Würzung die Chili-Schote der Länge nach aufschneiden und nach Schärfe-Empfinden entkernen. Das Vanillemark unter die heiße Schokolade mischen und die aufgeschnittene Chili-Schote hinzugeben. Den Topf abdecken und alles für etwa 10 Minuten köcheln lassen. 

  4. Schmecke die Schokolade ab und falls sie scharf genug ist, entferne nach den 10 Minuten die Chili-Schote und gib nach Vorliebe etwas Honig hinzu. Wenn du einen intensiveren Chili-Geschmack möchtest, lasse die Schote noch länger in der Schokolade ziehen.

  5. Nimm nun die Xocolatl vom Herd und schäume sie noch kurz mit Hilfe eines elektrischen Milchaufschäumers auf. Gieße das fertige Getränk nun in zwei Tassen und genieße es heiß, warm oder kalt.