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Deswegen sind Hühnereier tättowiert

Tattoo oder Code, das ist hier die Frage! Wir erklären, was es mit den Ziffern und Buchstaben auf dem Hühnerei sich hat.

Draufblick: In einer Eierschachtel
Das Ei ist ein kulinarisches Nährstoffwunder – dies ist bekannt. Aber warum werden sie eigentlich tätowiert? © Shutterstoch / Alp Aksoy

Die Frage “Warum werden Hühnereier tätowiert?” beschäftigt im Moment meinen Großneffen, der ein Fan von Klebe-Tattoos ist. Am liebsten mit Monstern oder Drachen. Ich erklärte ihm, dass Hühnereier nicht tätowiert, sondern codiert werden. Sein Blick verriet mir, dass ich nicht so einfach davonkommen werde. Ich fing nicht wie früher bei Bienchen und Blümchen an, sondern bei Ziffern und Buchstaben: Seit 2004 werden auf Geheiß der Europäischen Union (EU) Hühnereier mit einem 10-stelligen Erzeugercode gestempelt. Lautet dieser zum Beispiel 1-DE-0510411, dann steht

  • 1 für Freiland-Eier
  • DE für Deutschland
  • 05 für Nordrhein-Westfalen
  • 104 den Betrieb
  • 11 für den Stall

Und auf der Verpackung von Eiern muss grundsätzlich stehen, wie die Hennen gehalten werden. Aber auch jedes Ei verrät einiges über seine Herkunft.

1. Welche Haltungssysteme gibt es für Hennen?

Hühner sind am liebsten an der frischen Luft. Und sie sind soziale Tiere, suchen also den Kontakt mit Artgenossen. Haben sie ausreichend Platz, dann gibt es auch Hühnereier. Der Gesetzgeber hat vier Haltungsformen festgelegt, die du an der ersten Zahl erkennst 1-DE-0510411.

  • Nummerierung 0 – Biologische Haltung
    Sechs Hennen pro Quadratmeter Stallfläche
    Pro Huhn mindestens vier Quadratmeter Auslauffläche im Freien
    Im Stall gibt es Sitzstangen, Nester und Einstreu
    Futter kommt aus dem ökologischem Anbau
    Antibiotika, gentechnisch verändertes Futter und Fischmehl sind nicht erlaubt
  • Nummerierung 1 – Freilandhaltung
    Neun Hennen pro Quadratmeter Stallfläche
    Pro Huhn mindestens vier Quadratmeter Auslauffläche
    Im Stall gibt es Sitzstangen, Nester und Einstreu
  • Nummerierung 2 – Bodenhaltung
    Neun Hennen pro Quadratmeter Stallfläche
    Kein Auslauf, reine Stallhaltung
    Der Boden muss mindestens zu einem Drittel mit Stroh, Sand oder Torf bedeckt sein. Der Rest besteht aus Gitter- oder Lattenrosten
  • Nummerierung 3 – Kleingruppen-Haltung
    0,08 Quadratmeter plus eine Nestfläche für ein Huhn
    Der Platz entspricht etwa der Fläche von 1 ½ DIN-A4-Blättern
    Kein Auslauf, reine Stallhaltung
    Gruppen von 20 bis zu 60 Hennen
    Die Käfige müssen mindestens 60 Zentimetern hoch sein
    Nester, Sitzstangen, Scharr- und Einstreubereich müssen vorhanden sein

2. Aus welchem Land kommt das Hühnerei?

Jedes Jahr importiert Deutschland über sechs Milliarden Eier. Echt jetzt? Überleg doch mal: Hühnereier gehören neben Getreide zu den wichtigsten Backzutaten! Hauptlieferanten sind die Niederlande, Belgien und Polen. Den Standort des Lieferanten verraten die Buchstaben: 1-DE-0510411

  • AT: Österreich
  • BE: Belgien
  • CZ: Tschechien
  • CH: Schweiz
  • DE: Deutschland
  • DK: Dänemark
  • FR: Frankreich
  • LU: Luxemburg
  • NL: Niederlande
  • PL: Polen

3. Süden, Norden, Westen oder Osten – und aus welcher Region?

An diesen Ziffern der Nummer 1-DE-0510411 lässt sich erkennen, aus welchem deutschen Bundesland das Hühnerei kommt:

  • 01: Schleswig-Holstein
  • 02: Hamburg
  • 03: Niedersachsen
  • 04: Bremen
  • 05: Nordrhein-Westfalen
  • 06: Hessen
  • 07: Rheinland-Pfalz
  • 08: Baden-Württemberg
  • 09: Bayern
  • 10: Saarland
  • 11: Berlin
  • 12: Brandenburg
  • 13: Mecklenburg-Vorpommern
  • 14: Sachsen
  • 15: Sachsen-Anhalt
  • 16: Thüringen

Diese Transparenz gilt nicht für verarbeitete Hühnereier in fertigen Lebensmitteln, wie zum Beispiel Mayonnaise, Nudeln oder für gefärbte Ostereier aus dem Handel. Gibt es auf der Verpackung keine weiteren Informationen, können diese auch von Hühnern aus Kleingruppenhaltung stammen.

“Eier, wir brauchen Eier!”

…sagte Oliver Kahn, der ehemalige Torhüter des 1. FC Bayern, nach einer Niederlage seines Vereins. Diesen Satz unterschreiben wir, allerdings mit einem anderen Hintergedanken. Ob gekocht, gebraten oder pochiert: Bei Hühnereiern kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen. Mein Großneffe und ich überlegten gemeinsam, welche Speisen mit Eiern wir am nächsten Wochenende zusammen kochen oder backen wollen. Wir einigten uns auf diese drei – er wollte sechs! Die bekommt er, und neue Klebe-Tattoos.

Du hast noch Fragen? In unserer Kochschule machen wir dich mit weiteren Nahrungsmitteln und deren Zubereitung vertraut. Zum Beispiel, welche Zutat ein Rührei besonders cremig macht oder woran man Milch aus artgerechter Tierhaltung erkennt? Wir wünschen dir viel Spaß beim Stöbern!